Anfang Oktober 2014 bot der Kampfkunsttempel Jena einen Workshop mit dem taiwanesischen Großmeister Lo Man Kam an, langjähriger Schüler des legendären Kung Fu-Meisters Yip Man. Über 30 geübte und neugierige Kung Fu Fans aus ganz Deutschland, unter anderem Marburg, Eisenach, Leipzig, Kiel und dem Allgäu, nahmen diese Chance wahr und trainierten gemeinsam mit dem großen Vorbild. „Beim Kung Fu geht es neben der Selbstverteidigung um Entspannung, Konzentration und Körperbeherrschung – von wem könnte man das besser lernen als vom alten Meister selbst?“ stellte Schulleiter Robin Tutzschke nach dem abwechslungsreichen Programm fest.
Nach einer ersten Einweisung des Großmeisters Lo in grundlegende Prinzipien der Kampfkunst sowie die Wichtigkeit der Handformen übten sich die Teilnehmer im sogenannten Chi Sao, d.h. den Partnerübungen mit den „ klebenden Händen“ sowie den Hebeltechniken.
Dabei beeindruckte Lo Man Kam mit scheinbar unendlichen Anwendungsmöglichkeiten der Formen und begeistere die Teilnehmer mit seinen Trainingsmethoden. Nachhaltig hat es für die meisten zum deutlich tiefen Verständnis der Kampfkunst und den einzelnen Übungen beigetragen, was sich auch im weiteren Training wieder spiegeln wird.
Viele von ihnen sind bereits erfahrene Sportler, trainieren die über 400 Jahre alte Kampfkunst von Kindesbeinen an. Robin Tutzschke selbst gehört ebenfalls zu den „alten Hasen“ – doch Besuche des Großmeisters oder das Familieneinführungsritual der alten Kampkunstlinie lassen selbst ihn ein wenig nervös werden. Er freute sich besonders über zwei extra Einheiten für seine Schüler.
In Jena wird der Besuch des Großmeisters sicher noch lange Thema sein. Er plädiert für schrittweises Lernen getreu dem Motto: „Der blinde Mann läuft ganz langsam alle Strecken ab, eine nach der anderen und kennt sich irgendwann ganz genau aus. Würde er immer nur hastig alles ablaufen, wüsste er am Ende nichts.“
In diesem Sinne plant der Kampfkunsttempel Jena ab Herbst 2015 eine eigene Trainingsgruppe für die 6-10-jährigen. Insbesondere in dieser Altersgruppe profitieren die Schüler nach dem langen Schultag von dem sportlichen Ausgleich und dem entspannten, schrittweisen Training. Derweil steht den Größeren im Winter eine Prüfung bevor. Tutzschke selbst will im Dezember die Lehrerausbildung mit dem Sifu-Titel und der schwarzen Schärpe abschließen.